Powder & Pumps … Teil 3
Der Weg führt durch den Wald und ich atme das Holz der Äste ein, die ab und zu meine Gesichtsmuskeln streifen. Auf einmal stehe ich vor einer Steigung und ich frage mich, ob sich mein Fuß samt Ski überhaupt der 90-Grad-Biegung nach oben anpassen kann. Ich versuche es und falle rücklings in den Schnee. Ingo eilt heran.”Ist nicht schlimm. Ich bin bei meiner ersten Tour auch hingefallen”, bemerkt er und tatscht mir kameradschaftlich auf den Rücken. Super. Wir haben etwas gemeinsam, sind auf einer Wellenlänge. Was nicht gleichbedeutend ist mit seiner Armlänge, die viel zu kurz ist, um mir aufzuhelfen. Wir erreichen schließlich ein Plateau, auf dem der meterhohe Pulverschnee die Landschaft in eine einzige Fläche aus scheinbar unzähligen Kristallen hüllt, in denen sich das Sonnenlicht spiegelt. Beeindruckt bleibe ich stehen und verschnaufe. Auch Ingos Herz scheint innerlich zu brillieren. Ingo Skywalker will mehr. Er will jetzt auf den Gipfel. Gerade, als ich mich schon mit perfektem Skischwung durch Baum und Büsche talabwärts wedeln sehe, fällt mir… – schlagartig kommt mein Zeitgefühl zurück.
“Wie lange brauchen wir denn noch bis ganz oben?”. Meine Stimme versucht der Situation Herr zu werden. Ingo schaut mich misstrauisch an. “Vielleicht zwei Stunden.” Das sitzt! Besser hätte er mir nicht mit drei Worten in die Luftröhre schiessen können. Unmissverständlich mache ich ihm klar, dass ich auf der Stelle umkehren müsse, um meine Tochter zu holen…
Wenn man noch nie einen Mann gesehen hat, dessen Gesichtszüge schneller entgleisen als eine Frau überhaupt in der Lage ist wahrzunehmen, dann kann man nur schwer das panikartige Gefühl nachvollziehen, das bei der Vorstellung entsteht, eventuell seinen letzten Atemzug in den Powderschnee hauchen zu müssen.
Die Abwesenheit von Wärme spüre ich im gleichen Moment in meinen klitschnassen Handschuhen – an den Stellen, wo ich Finger vermute
… – meine Finger !
… (Fortsetzung folgt)