Es tut dir alles weh, obwohl du dich nicht verletzt hast… Teil 2
Doch das Gaststättenleben ist keine trockene Angelegenheit. Im Laufe der Jahre verfällt ihr Mann zunehmend dem Alkohol. Seinen Selbstmord im Dezember 1981 hat sie bis heute nicht ganz verwunden. Aus Angst vor dem Gerede der Leute wollte sie diese Tatsache damals verschweigen, entschied sich dann aber, bei der Wahrheit zu bleiben. Die Menschen in ihrer Umgebung dankten ihr diese Offenheit, indem sie ihr mit Anteilnahme und Unterstützung begegneten. Stille ist für M. Walz gleichbedeutend mit Stillstand. „I bin halt a alte Quatscherin“, stellt sie fest. Und die Liebe ? „I hob seit 30 Jahren allein geschlafen“, sagt sie. „I hob viele Leit kennt. Und sicher gab es auch Gelegenheiten, aber so bin I net. I hob an guten Mo ghabt. In Italien gab es mal Jemanden, aber den wollt ich nicht. Der ist genauso alt wie ich, schaut aber noch älter aus. Ich hatte immer die Stimme meines Mannes im Kopf: „Was wuist mit dem? Den brauchst doch net!“ Sie überlegt: „Vielleicht hätte ich mich eingelassen, wenn ich gewußt hätte, was mit dem Papyrer passiert.“ Als ihr Sohn Andi 33 Jahre alt ist, übernimmt er den Papyrer, während sie selbst bis März 2011 Seniorchefin bleibt. Im Laufe der Zeit eröffnete er noch weitere Lokale, verzettelte sich und war schließlich gezwungen, eines nach dem anderen wieder zu schließen. Anfang dieses Jahres 2013 benötigte er die Unterschrift seiner ahnungslosen Mutter – und bewirkt damit die Schließung des Papyrers. Das Lenggrieser Pflegeheim ist seitdem die neue Unterkunft von M. Walz. 100 Euro pro Monat bekommt sie zum Leben. „Dadurch, dass mich vor zehn Jahren ein Auto angefahren hat, brauche ich Medikamente gegen die Schmerzen im Rücken. Mir bleiben ungefähr sechzig, siebzig Euro,“ erklärt M. Walz. “Davon gehe ich einmal pro Woche zum Friseur. Den kenn ich schon lang.“
(… Fortsetzung folgt)