Kurswechsel auf Gleis 2 … Teil 2
“Ich habe Sie beobachtet.” Eindringlich schaut er mich an.
“Ich wiederhole mich nur ungern, aber – warum fragen Sie?” Ahnt der Typ nicht, dass mein Seelenzustand gerade keinerlei Ablenkung vertragen kann? Nein. Tut er nicht. Und ich sitze fest. Mir bleiben zwei Möglichkeiten: ich kippe meinen Kopf nach links an die Fensterscheibe und täusche eine in ihren Träumereien verfangene Liebeswahnsinnige vor oder – ich schaue nach rechts und ….
“Meine Frau hat mich vor kurzem verlassen. Wegen eines Anderen.” Schlagartig ist die Entscheidung getroffen und das Glas zu meiner Linken vergessen. Interessiert blicke ich ihn an. “Sie ist für immer weg?” Eine blödere Frage hätte ich nicht stellen können. “Ja”, entgegnet er. “Zumindest will sie den Rest ihres Lebens nicht mehr mit mir zusammensein. Und das nach zwanzigjähriger Ehe!” Meine im Blutkreislauf befindlichen Glückshormone fangen an, ihre stimulierende Wirkung zu verlieren. Ist Glück ein zeitlich begrenzter Botenstoff? Überlebt meine Laune die Dauer eines Gesprächs, dessen Begleiterscheinungen schon im Anfangsstadium einem Entzug ähneln?! Unsinn, korrigiere ich meine Gedanken, hier sitzt ein Mann, der verlassen wurde. Gib ihm einfach was von deiner Droge ab!
“Wissen Sie was”, versuche ich ihn in meiner Rest-Euphorie aufzumuntern, “wenn Sie möchten, verrate ich Ihnen, was mir in einer ähnlichen Situation geholfen hat.”
… (Fortsetzung folgt)